Das Kinderheim in Nepal ist eingeweiht

15 May 2009

Das Kinderheim in Nepal ist eingeweiht

Der Verein „Kinderhilfe Nepal“ stellte 110 000 Euro zur Verfügung – Sicherung der Zukunft von Straßenkindern

Mitterfels. (hab) Für den Verein „Kinderhilfe Nepal“ mit Sitz in Mitterfels wurde am 15. November eine weitere Vision Wirklichkeit. Als Höhepunkt seiner bisher siebenjährigen Arbeit für Straßenkinder in Nepals Hauptstadt konnte an diesem Tag das neue Children Welfare Center, der Neubau eines Kinderheims, in Taukhel Godavari am Stadtrand von Kathmandu offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Die Vorsitzenden des Mitterfelser Vereins Ursula und Herbert Schneeweis wohnten der Einweihungsfeier in Vertretung der zahlreichen ostbayerischen Spender und Wohltäter für die Kinder in Nepal vor Ort bei und waren angetan von der festlichen Atmosphäre im Heim, dem regen öffentlichen Interesse für das Projekt und der asiatischen Herzlichkeit, mit der man seine Dankbarkeit ausdrückte.

Besondere Aufmerksamkeit kam den europäischen Sponsoren über die Vertreterin der nepalesischen Regierung, die Ministerin für Frauen, Kinder und Soziales Durga Shrestha entgegen. Sie stellte dabei gerade den Verein „Kinderhilfe Nepal“ heraus, der den Hauptteil der Finanzierung des neuen Heimes trägt, dankte darüber hinaus aber auch weiteren Geldgebern wie David Whifield von den British Gurkha und Organisationen oder Privatpersonen in Finnland, der Schweiz und Italien, die immer wieder unter die Arme greifen. In ihrer Rede hob die Ministerin gerade das Schicksal von Kindern hervor, die unter den derzeitigen innenpolitischen Konflikten im Zusammenhang mit den Maoisten oft die unschuldigen Leittragenden sind. Sie versicherte, dass die Regierung alles tun wolle, damit die so dringend benötigte ausländische Hilfe sicher, durchschaubar und berechenbar ihre Ziele erreichten.

Kinder wie junge Reispflanzen behandeln

Herbert Schneeweis verglich in seinen an die Heimbewohner mit ihren Betreuern, aber auch an zahlreiche Gönner, Freunde und auch Nachbarn des Heims gerichteten Worte die etwa 70 Kinder, die im neuen Heim Platz finden können, mit kleinen Reispflanzen, wie sie auch früher auf dem Gelände des heutigen Heims wuchsen. Sie müssten gehegt und gepflegt, mit Nahrung versorgt, mit einem Dach über dem Kopf geschützt und mit der nötigen Zuwendung umsorgt werden. Dazu käme das Angebot einer bis zu zehnjährigen Schulbildung mit der weiteren „Aufzucht“ über eine Berufsausbildung oder gar ein Studium um schließlich reife „Reispflanzen“ aus den Kindern zu machen, die Frucht tragen um für eine bessere Zukunft ihrer Heimat Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt, zu sorgen. Schneeweis versprach weiterhin seiner Tätigkeit als verantwortungsbewusster „Reisbauer“ nach kommen zu wollen.

Im Anschluss wurde an der Außenmauer des Children Welfare Center eine Bronzetafel enthüllt, die die Namen aller an dessen Realisierung Beteiligten enthält. Besondere Freude hatten natürlich die Kinder angesichts des Rahmenprogramms mit nepalesischen Tänzen, Liedern und dem kleinen Buffet, das man für alle bereitet hatte.

Stolz führten die Leiterin des Heimes Rupa Sunar und deren Tochter Rina die hohen Gäste schließlich durch das neue Gebäude. In zehn Zimmern mit je acht Betten ist nun Platz für etwa 70 Kinder. Neben entsprechenden Sanitäreinrichtungen gibt es ein Esszimmer, das zugleich auch als Studierzimmer genutzt wird, eine Bibliothek, einen Gemeinschaftsraum, ein Büro und eine Küche mit Vorratsraum. Auf der Dachterrasse ist die Laundry eingerichtet, außerdem soll dort ein Raum für ausländische Volontäre entstehen. Sorge bereitet den stolzen Leitern noch die Möblierung der Räume. So fehlen vor allem noch Schränke und Regale. Auch die Außenanlagen haben inzwischen ein recht ansehnlichen Bild erhalten. Bis zum letzten Moment hat man dort vor der Einweihung gepinselt und gepflanzt. Eine Ziegelmauer trennt das Areal von dem umliegenden ländlichen Gebiet. Der Hof wird bereits gerne zum Fußball Spielen genutzt und im Garten gedeiht Gemüse.

Vermittlung von europäischem Know-How

Um möglichst autark zu sein prangt auf dem Dach eine Solaranlage, die von Solar-Power-Nepal e.V. eingerichtet wurde, einer Werkstatt, die ein pensionierter Maschinenbauingenieur aus Regensburg betreibt um sein Wissen an junge Nepali weiterzugeben und diesen damit den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Neben dem Solaranlagenbau erfreut sich ihr Solarkocher inzwischen großer Nachfrage. Auch auf dem Dach des Kinderheims steht ein solcher wie bereits auf zahlreichen Gebäuden in den Bergen.

Zukunft ohne Perspektive

Viele der heute im Children Welfare Center untergebrachten 65 Kinder zwischen fünf und 20 Jahren stammen aus den Bergen des Himalaya, wo es zum einen kaum Möglichkeit für einen Schulbesuch gibt und wenn überhaupt dieser aufgrund der hohen Kosten von den meist armen Eltern nicht bezahlt werden kann. Der nepalesische Staat stellt lediglich das Schulgebäude kostenlos zur Verfügung. Lehrer, Materialien, Schulkleidung und Transport muss von den Eltern selbst finanziert werden.

Dazu kommt die in Nepal übliche Erbteilung von Besitz auf die Kinder, so dass die Anwesen immer kleiner werden, die Versorgung der als Arbeitskräfte notwenigen hohen Anzahl an Kindern kaum mehr möglich ist und so das Armutskarussell in Bewegung bleibt. Folge ist eine zunehmende Landflucht in Großstädte wie Kathmandu oder Pokkara, wo man auf Brosamen vom Tisch der Touristen oder der Städter hofft. Da die Arbeitslosigkeit in den Metropolen nicht zuletzt dadurch angeheizt wird und in Nepal kein Sozialversicherungssystem existiert, landen immer mehr Menschen und vor allem auch Kinder auf der Straße, wo sie mit kleinen Jobs oder Bettelei ihr Leben fristen. Zunehmend werden Mädchen nach Indien in Bordelle vermittelt und in jüngster Zeit Jungen als Kindersoldaten von den Maoisten angeworben.

Verein organisiert Hilfe vor Ort

Mit dieser Situation wurden 1998 Ursula und Herbert Schneeweis aus Mitterfels bei einer Trekkingtour im Himalaya konfrontiert, als sie dort den Deutschen Jürgen Dahm kennen lernten, der sich um Straßenkinder kümmert. In der Folge gründeten sie in Bayern ihren Verein und nahmen Dahm organisierte Arbeit in Form der Anmietung von zwei Waisenhäusern in Kathmandu ab, in denen Kinder zunächst ein festes Dach über dem Kopf erhielten. Dahm selbst lebt noch heute in den Slums als unmittelbare Anlaufstelle für die Kinder. Aus dem beiden Heimen wurde inzwischen, nachdem die Mietverträge der bisherigen Gebäude abgelaufen waren, unter stetem Engagement der Vereinsmitglieder aus Deutschland das neue Children Welfare Center.

Finanzierung des neuen Heims

Für den „Verein Kinderhilfe Nepal“ war es nicht leicht die Gelder zur Finanzierung aufzutreiben, unterstützt er doch seit Jahren das Heim regelmäßig mit monatlich 1000 Euro zur Deckung der anfallenden Kosten für Schule, Verpflegung, Kleidung und Angestellte. Dazu kam, dass die veranschlagten Ausgaben sich aufgrund der politischen Situation in Nepal im Laufe der Bauzeit explosionsartig erhöhten, nachdem der Preis für Baumaterial hauptsächlich aus Indien wegen häufiger Straßensperren in die Höhe getrieben wurde. 25 000 Euro von den inzwischen bezahlten 95 000 Euro übernahm die Familie Wirth aus Wiesent, die Besitzer des Nepal-Himalaya- Pavillions, die zudem seit zwei Jahren Veranstaltungsabende im Zusammenhang der dort stattfindenden Nepalwochen für den Verein zur Verfügung stellen. Allein in diesem Jahr konnten so 5 500 Euro erwirtschaftet werden. An Vereinsbeiträgen gehen monatlich 650 Euro in die Vereinskasse. Der Rest muss über Spenden zum Beispiel aus Konzerten, von Vereinen, Betrieben, von Privatpersonen, aber auch über Aktionen wie Verkaufsstände beim Christkindlmarkt am Bogenberg am kommenden Wochenende oder das nun schon Tradition gewordene Weinfest auf dem Kainz-Hof in Aufham erwirtschaftet werden.

Damit das Geld auch effektiv eingesetzt wird, ist es jedem Sponsor inzwischen möglich die Buchführung des Heims vor Ort über eine vom Verein eingerichtete Exel-Datei zu verfolgen. Diese ständige Transparenz wird verstärkt durch den Besuch von vom Verein vermittelten Praktikanten in das Heim, die zwischen zwei bis fünf Monate direkt dort wohnen und so aktuell über die dortige Situation berichten können. Studentinnen haben gar schon einen Leitfaden für zukünftige Volontäre erstellt, damit Neuankömmlinge an Bisherigem ansetzen können und ein effektives Arbeiten möglich ist.

Da der „Verein Kinderhilfe Nepal e.V.“ in Mitterfels auf jede Unterstützung in seiner Arbeit für die Straßenkinder in Kathmandu, angewiesen ist, können Spenden einbezahlt werden bei „Kinderhilfe Nepal Mitterfels e.V.“, Sparkasse Straubing-Bogen Kto.Nr. 570253310 BLZ 74250000. Die Mitarbeit ist nicht an eine Mitgliedschaft gebunden. Mitglieder bestimmen ihren monatlichen Beitrag jeweils für ein Jahr selbst. Informationen können eingeholt werden unter www.kinderhilfe-nepal-mitterfels.de oder Telefon 09961/8101.

Zu der Jahrehauptversammlung des Vereins am heutigen Montag, 28.11., sind alle Interessierten ab 19.30 Uhr eingeladen in den Landgasthof Schmidt in Wolferszell.

From:

http://www.kinderhilfe-nepal-mitterfels.de/?Aktuelles::Zeitungsbericht