Bericht über die Spendenaktion der Wölflingsmädchen

2 November 2001

Bericht über die Spendenaktion der Wölflingsmädchen

"Versucht, mit DM 100,- geliehenem Startguthaben möglichst viel Geld zu verdienen für Straßenkinder in Nepal und Friedensdorf International!"

Diese Aufgabe, die die Leiterrunde sich selbst bzw. den einzelnen Trupps gestellt hatte, erschien mir vor unserem Projekt als ziemlich schwierig. Unserem Leitungsteam stellten sich einige Fragen:

Wie bringt man Wölflingen das Prinzip des Geldverdienens bei (aus wenig mehr machen)?

Wie können wir das Thema Straßenkinder und kriegsverletzte Kinder möglichst kindgerecht und doch realistisch verpacken?

Kann man mit Wölflingen Geld verdienen? Sind Bastelarbeiten usw. verkaufstauglich?

Warum spenden wir eigentlich für andere Kinder?

...

I. Beschäftigung mit dem Thema "Straßenkinder"

Stellvertretend für die Vorbereitungszeit, in der die Kinder und auch wir Leiter eine Menge über Straßenkinder und deren Leben erfahren haben, stelle ich hier zwei Gruppenstunden vor, die für das Verständnis der Kinder für das Projekt sehr wichtig war:

Freitag, 2. November 2001:

Eine ganz normale Gruppenstunde. Wir machen mit dem ganzen Trupp Kreisspiele. In der letzten halben Stunde zeigen wir - nach einer kurzen Erklärung, dass die Leiterrunde des Stammes vorgeschlagen hat, Straßenkinder in Nepal zu unterstützen - einen Spielfilm über eine Gruppe Straßenkinder und deren Hund in Indien. Da die meisten Kinder nicht viel (eher: erschreckend wenig) über Straßenkinder wissen, wirft der Film viele Fragen auf:

Warum werden die Kinder einfach mit 10 Jahren von ihren Eltern weggeschickt?

Haben die Kinder den Hund geklaut? Oder hat der reiche Mann ihnen den Hund geklaut? Dürfen die das?

Wieso will der Polizist Geld dafür, dass er die Kinder in Ruhe lässt? Der hat doch bestimmt mehr Geld als die Kinder. Oder?

Einige davon können wir Leiter in der Gruppenstunde beantworten, andere nehmen die Kinder mit ins Wochenende (und fragen ihren Eltern Löcher in den Bauch?). Jedenfalls ist die Neugier unserer Kinder für die Straßenkinder und das Projekt geweckt.

Freitag, 9. November 2001:

Leider sind wegen St. Martin nur wenige Kinder anwesend. Wir haben im Leitungsteam verschiedene Stationen vorbereitet, an denen unsere Mädels in Kleingruppen spielerisch etwas mehr über das Leben der Straßenkinder erfahren und sich intensiver mit ihren Lebensbedingungen auseinander setzen sollen:

1. Das "Wächter-Spiel":

Einer liegt im abgedunkelten Raum mit einer Taschenlampe "bewaffnet" auf dem Boden und hat einen Schlüsselbund vor sich liegen. Ein anderer aus der Gruppe wird heimlich bestimmt, den Schlüsselbund zu "klauen". Wenn der Wächter ein verdächtiges Geräusch hört, leuchtet er mit der Taschenlampe in die Richtung, in der er das Geräusch vermutet. "Erwischt" er den "Täter", so hat er gewonnen und der nächste darf "Wächter" sein.

Das Spiel soll die nächtlichen Probleme der Straßenkinder verdeutlichen, ihren Besitz zu verteidigen.

2. Spiele ohne (oder mit sehr wenig) Material:

An dieser Station haben die Kinder Gelegenheit, Spiele wie Hüpfkästchen, Murmelspiele o.ä. auszuprobieren, wie auch Straßenkinder zu spielen.

3. Was einem Straßenkind gehört - und was fehlt

In einem Raum ist ein großer Umzugskarton, eine kleine Decke, eine Zeitung, eine Plastiktüte und ein Becher aufgebaut. An die Kinder wird die Frage gestellt, was das wohl sein könnte (bzw. wem es gehören könnte).

Nach kurzer Zeit löst der Leiter das Rätsel auf, wenn die Kinder es nicht von alleine lösen. Nachdem alle ausprobiert haben, wie "bequem" man in einem Karton liegt, schreiben die Kinder in einer ruhigen Phase auf, was das Straßenkind außer dieser Minimalausstattung noch gebrauchen könnte. Die Ergebnisse werden auf ein Plakat aufgeklebt.

Vielleicht können wir einige Teile davon abhaken oder markieren, wenn wir von Jürgen Dahm eine Aufstellung über die Verwendung unserer Spenden bekommen.

An den verschiedenen Stationen und beim anschließenden gemeinsamen Dal-Bhat-Essen gab es viele Gelegenheiten zum Fragenstellen und Beantworten, die hier nicht alle zitiert werden können. Mir ist in diesen beiden Gruppenstunden aber klar geworden, wie sehr die Kinder sich doch mit aktuellem Geschehen (v.a. dem Krieg in Afghanistan) und fremden Lebensbedingungen auseinandersetzen und wie wenig wir "Erwachsenen" das sonst bemerken.

II. Praktische Durchführung der Spendenaktion:

Wir haben uns sehr schnell dafür entschieden, selbstgebastelte Dinge zu verkaufen und damit Geld zu verdienen, da dies am einfachsten ist (für "höhere Dienstleistungen" wie Autowaschen o.ä. sind Wölflinge naturgemäß nicht zu gebrauchen).

Die Idee, Armbändchen aus Perlen und Gummiband herzustellen stammte von den Kindern, während andere Ideen wie Kerzengießen (die schon von anderen Stufen beansprucht wurden) leider abgeblockt werden mussten. Die Jüngeren trugen mit selbstbeklebten Tischlaternen und Lesezeichen zum Sortiment bei.

Außerdem verkauften wir heißen Kakao und Kinderpunsch (eher eine Leiteraufgabe), während einige Kinder selbstständig eine Schuhputzaktion durchführten - ich glaube, viele Leute haben gespendet, damit Ihnen nicht die Schuhe geputzt werden, aber darauf kommt es ja nicht an!!

III. Fazit:

Die Wölflingsmädchen-Meute hat über DM 260,- Gewinn gemacht für die Straßenkinder in Kathmandu und Friedensdorf International! Die Wölflingsmädchen selbst haben die Erfahrung gewonnen, dass nicht alle so bequem und reich leben wie sie selbst und dass für Andere arbeiten auch Spaß machen kann.

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