Zu Gast bei den Straßenkindern in Rumänien
Zu Gast bei den Straßenkindern in Rumänien
6. Sep 2006
Pro:
NIchts vergleichbares erlbet !
Kontra:
-
Empfehlenswert: Ja
Claus04
Über sich:
Mitglied seit:13.08.2004
Erfahrungsberichte:7
Vertrauende:2
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Urlaub mal ganz anders !
Zu Gast beim Straßenpfarrer Don Demidoff und seinen
Kindern in Rumänien
Ein Reisebericht von Klaus Hardt und Claus Schless für unseren Pater Don.
http://www.schwarzaufweiss.de/rumaenien/kinder1.htm
Bericht auch zu lesen im Buch des Straßenpriesters Don Demidoff.
"Der Dornenprieser" erschienen unter BellaVista Verlag Hamburg
ISBN: 3-937617-12-4 (16,80 Euro )
Wenn es so weit ist, wird alles gut sein. Ich werde den Kindern den Weg markieren. Ich werde Kakaopulver in die Milchstraße streuen und den Mond in Bonbonpapier einwickeln. Die Sterne werde ich in brennende Wunderkerzen verwandeln und die Vitamine aus dem Spinat endlich in die Eiscreme zaubern.
Eine Fee von der Venus wird süßes Konfetti auf Cincu streuen und ich werde auf meine Kinder im Himmel warten.
Don Demidoff
Im winzigen rumänischen Flecken Jacobeni lädt Don Demidoff gerne interessante Gäste ins "Haus der Stille" direkt an einer Wehrkirche- seine über hundert Waisenkinder betreut er ein paar Dörfer weiter.
Durch einen gemeinsamen Freund lerne ich Don Demidoff kennen. Und bin sofort gefesselt. Nicht schwer bei Don Demidoff - einen solchen Mann, angefeindet und verfolgt als Spion, Terrorist und sogar Organhändler, gezeichnet von Mordanschlägen, trifft man schließlich nicht alle Tage. Ein unermüdlicher Geist, in seinem Siebenbürger Umfeld eine etwas bizarre Figur.
Er raucht gerne und oft Dannemann-Zigarren, läuft gewöhnlich in Shorts, T-Shirt und Sandalen herum, ist richtig schön dick, wirklich kein Asket, mag einen guten Wein am Abend. Den trinkt er am liebsten draußen im Blumengarten, am kleinen Springbrunnen, mit seinen Gästen. Daneben ragt die mittelalterliche Wehrkirche auf, tags jagen sich oben Dohlen und Elstern, nachts ruft der Kauz. Wölfe und Füchse schleichen manchmal ums Gelände, weiter entfernt machen sich Karpatenbären winters an Mülltonnen zu schaffen.
Bisher besuchten die "Casa do Silencio" fast nur Unterstützer der Kinderstiftung, Spender aus Westeuropa, zumeist Deutsche, die die Idylle weiterempfahlen. Höchstens ein Dutzend konnten passabel im Haupthaus nächtigen, bevor jetzt die alte Scheune umgebaut wurde, zehn Doppelzimmer, ein geräumiger Frühstücksraum entstehen. "Sanfter Tourismus", sagt Don Demidoff, "für Menschen, die Stille suchen, ist das hier ein Paradies." Und nicht mal teuer - etwa fünfundzwanzig Mark umgerechnet die Nacht, nebst Morgenkaffee. Was an Gewinn übrigbleibt, fließt in die "Fundatia Casa Don Bosco", rund dreißig Kilometer entfernt in dem Dorf Cincu. Manchmal bringt der Don von dort für ein paar Tage einen Schwarm Kinder mit. Dann wird es lebendig, aber zu meiner Überraschung gar nicht laut, die Ruhe
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bleibt. In den warmen Monaten, zu denen sogar noch der November gehören kann, schlafen alle in großen Zelten, im offenen Gartenpavillon wird an langen Holzbänken zusammen gegessen.Ich kannte brasilianische Straßenkinder, Waisen von Rio - war nicht sicher, ob es bei den rumänischen ähnlich wild, teils gewalttätig zugehen würde. Hätten hier die Erzieher gleich große Mühe, gerade bei Mahlzeiten alle zu bändigen? Nichts davon - ich sitze dazwischen, mampfe mit ihnen die kräftige Erbsensuppe, wir greifen uns Brot, bekommen Nachschlag, soviel wir wollen, alles fließt harmonisch, keine Spur von Aggressivität. Seitlich am Ende der Tafel isst Don Demidoff, amüsiert mit Späßen und Witzen, natürlich wird auch gebetet und gesungen. Manche der Kinder, besonders die Mädchen, sind in Kleidchen gesteckt, die nicht aus Rumänien stammen können. Sie sind ein paar Nummern zu groß, eben Spenderware, meist aus den Niederlanden und Deutschland.
Einen Tag verbringen wir im Kinderheim Cincu. Was gleich zu Anfang auffällt, alle Häuser im Dorf sind grau und ungepflegt, bis auf die Häuser welche zum Heim gehören. Die Fassaden sind in freundlichem Gelb gestrichen. In jedem dieser Häuser wohnen 10-15 Kinder mit Erzieher. Die Erzieher sind auch vom Pater eingestellt und werden nur durch Spenden finanziert. So ist er im Dorf, wo die Arbeitslosenquote bei 100% liegt der einzige Arbeitgeber. 30 Angestellte gehören zu seiner Mannschaft. Mauern gibt es keine im Dorf. Die Kinder welche Don Demidoff aus den Kanaldeckeln von Bukarest rausholte, können den Umständen entsprechend kein besseres Zuhause finden.
An Auslauf fehlt´s den Kindern nicht - wie den Gästen. Wälder ringsum - vorbei an der Wehrkirche, die dringend restauriert werden müsste, und der öffentlichen Schule geht´s über einen Erdweg hinunter ins Dorf. Mittendurch fließt ein Bach, an dem sich Gänsescharen, Hühner, Enten, Schafe, Ziegen und sogar einige freilaufende Schweine tummeln. Ähnlich wie in Bayern: ein gekreuzigter Jesus beinahe lebensgroß, eingezäunt, jedoch lediglich gemalt auf Sperrholz, an einer Holzbrücke. Zwei Männer, mit langen Sensen über der Schulter, kehren fröhlich pfeifend von den Weiden zurück, der eine pflückte dort einen Riesenstrauß gelber, roter Feldblumen.
Johann Häner, in Arbeitskluft, plaudert vor seinem Haus am Dorfanger mit einem Roma-Mädchen, lädt mich sogleich zu Kaffee und Kuchen herein. Strenggenommen ist er mit seiner Frau nur zu Besuch in Iacobeni, Jakobsdorf. "Als Genscher nach unserer Wende in Hermannstadt sagte, alle Deutschen können kommen, sind hier alle weg, wir auch, nur neun alte Leutchen blieben da." Häner verschlug's nach Büttelborn bei Darmstadt, er verdingte sich bei einem Bauern - doch die Sehnsucht nach der alten Heimat treibt ihn jedes Jahr für ein, zwei Monate zurück. Wie so viele Ex-Siebenbürger. Mehrere der Jakobsdorfer, die in Deutschland untereinander engen Kontakt halten, regelmäßig ihre Treffen haben, machen es wie er. Ein rumänischer Nachbar passt auf, dass das schöne uralte Bauernhaus seiner Altvorderen intakt, von Dieben verschont bleibt, gut über den strengen, schneereichen Winter mit zwanzig, dreißig Grad minus kommt. Manche Jakobsdorfer kommen aus Deutschland mit Reisebussen - täglich fahren drei, für nicht einmal vierhundert Mark hin und zurück, hintendran große Anhänger für das viele Gepäck, die Mitbringsel, Waren - andere haben es in der neuen Heimat bereits zu großen Autos gebracht, nahmen die Enkel mit gen Süden. "Die finden das toll", lacht eine Neu-Bayerin, "alles so urig hier, so viele Tiere überall, zum Anfassen; hier können sie spielen, wie es in Deutschland nicht mehr geht, wie es dort ganz früher mal war."
Im Winter werden die Pferdeschlitten angespannt, geht's im Galopp über Wald und Hügel - oder per Ski. Wem nach Stadt ist - ins nahe mittelalterliche Sibiu, Hermannstadt, fahren täglich Busse, ausgemustert in Ostdeutschland nach der Wende, oft noch mit den Originalaufschriften, Werbesprüchen, Linienplänen von Halle, Potsdam oder Ostberlin.
Doch manche kehren wohl nie wieder - in deren Gehöfte zogen Tiganii, Zigeuner. "Die lassen sie verkommen, bis alles zusammenfällt", beklagt Häners Frau, " einigen wurde der Strom abgestellt, wegen nicht bezahlter Rechnung."
Schwer zu übersehen, die Tiganii. Ihrer über drei Millionen in ganz Rumänien, sind sie jetzt die Mehrheit in Jacobeni, stellen auch den Bürgermeister. Ein Panjewagen voller buntgekleideter Frauen, eine hat ihr Baby an der Brust, biegt in den Weg zur "Casa do Silencio" ein. Die Peitsche knallt, alle winken und lachen mir zu, neben dem Zugpferd läuft ein Fohlen frei nebenher. Am Dorfeingang sind Ställe in Ruinen, rosten Landmaschinen vor sich hin. Das war die Agrarkooperative - sie brach zusammen, als die Deutschen weggingen. Jetzt scheint Subsistenzlandwirtschaft zu überwiegen
Einmal am Tag kommt der Molkerei-Tanklaster, steuert zum Holzstand mit den Milchkannen. Der Fahrer ist nett, nimmt gerne Tramper wie mich mit, wir klappern die pittoresken Dörfer der ganzen Gegend ab. Die Freundlichkeit Fremden gegenüber ist nichts Neues: schon zu Ceaucescus Zeiten hielten auf mein Handzeichen sogar Krankenwagen - drinnen saßen auf den Bahren bereits dichtgedrängt Bauersfrauen mit Früchtekörben, die älteren, wie heute, mit schwarzem Kopftuch. Rumänien ist auch Tramperland, man wartet nie lange.
Don Demidoff, zuvor Straßenpriester in Amsterdam, ist nicht der einzige Weitgereiste in dem Flecken mit seinen nicht mal tausend Einwohnern. Der junge Rumäne hätte nie ein Visum für Deutschland oder Frankreich bekommen - das ist bis heute sehr, sehr kompliziert und bürokratisch. Also ging er nach der Wende illegal, ohne Geld über die Grenzen, war in Russland und Polen, Berlin, Paris und Nizza, schlief notgedrungen, als wär´s in Jacobeni, oft im Getreidefeld, wurde schließlich aus Deutschland ausgewiesen. Seine Biografie ist so bizarr wie die der Fundatia-Kinder von Cincu - teils aufgelesen an der Straße, entdeckt mit Krätze, Läusen, Flöhen im fauligen Stroh von Ställen, pädophilen Banden entflohen. Da wird man neugierig, wie es allen heute geht, im rosa gestrichenen Heim mit der Arztpraxis, in der Schule gleich neben der alten Kirche, dort wo sie nachmittags am liebsten Fußballspielen, herumtoben, auch mit den Pferden des Projekts. Wohlbehütet, wie auf einer Insel. Don Demidoff sei Dank!
Und, wie schon gesagt: wem ein Tagesausflug nach Cincu nicht reicht, der kann dort übernachten, mit Don Demidoff über Bauernmärkte der Region schlendern, Obst und Gemüse für die Kinder gleich kistenweise ordern. Und sich im Herbst an diesen spottbilligen, herrlich saftigen rumänischen Pfirsichen sattessen, die es trotz ihrer einmaligen Qualität aus unerfindlichen Gründen nie in Deutschland zu kaufen gibt
Beste Reisezeit: Jacobeni, ganz Siebenbürgen sind für Alternativtouristen eigentlich fast zu jeder Jahreszeit interessant - die Winter können allerdings sehr schneereich und kalt werden - bis zu dreißig Grad unter Null.
Einreise: Das Visum erhält man problemlos für wenig Geld an den Grenzen, Gepäckkontrollen gibt es kaum. Gelegentlich wird der Pass auch gar nicht abgestempelt. Reist man mit dem Fernbus über Ungarn ein, dauert die Abfertigung etwa eine halbe Stunde. Man steigt in Sibiu, Hermannstadt aus, nimmt von dort den Linienbus nach Jacobeni - oder organisiert die Abholung.
Flugticket: 400 Euro ab Stuttgart über Timinsoura nach Sibiu.
Geld: Wechselstuben gibt es in den Städten - nächste von JIacobeni wäre Sibiu - fast an jeder Ecke, um die Landeswährung Leu zu einen phantastisch guten Kurs einzutauschen, der einen billigen Urlaub ermöglicht. Restliche Leu sollte man schon in Sibiu oder anderen Städten, nicht erst an der Grenze, wieder umtauschen - verlangt wird bestenfalls der Reisepass.
Wenn Sie Kontakt mit Don Demidoff aufnehmen möchten:
Bitte schreiben oder faxen Sie:
Fundatia Casa Don Bosco - Str.Pietiei 518
RO - 507045 Cincu jud.Brasov
Tel: 0040-268-244-250
Fax: 0040-268-244-222
Links im Intenet:
www.klick-kinder.de
www.dondemidoff.com
Nach vielen Jahren sind viele Dinge im Kinderheim erneuerungsbedürftig. Außerdem sind Helfer bei ihm immer gern gesehen. Ob für eine Woche, ein Jahr, ob mit Freunden oder alleine: Alle sind herzlich willkommen, die Kinder im schönen Siebenbürgen bei einer sinnvollen und befriedigenden Arbeit zu unterstützen.
Ich für meinen Teil werde dies bestimmt wieder tun.
Ich hoffe der Bericht hat gefallen und Spaß gemacht beim lesen.
Über weitere Info über Don Demidoff stehe ich gerne zur Verfügung.