Elsbeth Frey-Gabathuler(63) ist verzweifelt. Sie kann ihre Schwester Cécile (58) auf Haiti nicht erreichen.

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15 January 2010

Schweizerin verschollen in Haiti

Elsbeth Frey-Gabathuler(63) ist verzweifelt. Sie kann ihre Schwester Cécile (58) auf Haiti nicht erreichen.

Von Beat Michel | Aktualisiert um 10:00 | 15.01.2010

Cécile Gabathuler (58) scherzt mit Waisenkindern in Haiti vor dem Erdbeben. (ZVG)

Ihre Schwester Elsbeth (63) macht sich Sorgen. (Beat Michel)

Im dreistöckigen Heim von Cécile Gabathuler lebten vor dem Beben bis zu 200 Stras senkinder. (ZVG)

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Cécile Gabathuler (58) scherzt mit Waisenkindern in Haiti vor dem Erdbeben. (ZVG)

Der Fernseher im Wohnzimmer von Elsbeth Frey-Gabathuler läuft ununterbrochen. Abwechselnd laufen die Nachrichtensender NTV, CNN oder N24.

«Ich hoffe, dass ich vielleicht so etwas über meine Schwester erfahre. Sie beantwortet weder meine E-Mails, noch kann ich sie telefonisch erreichen. Ich mach mir grosse Sorgen», sagt die Wirtin aus Azmoos im St.?Galler Rheintal.

Zuletzt sah sie ihre Schwester im Mai. «Sie besuchte mich und unsere Mama Cecilia. Das war gerade noch rechtzeitig, denn am 16. Juni starb unsere Mutter. Wenigstens sie muss sich jetzt wegen Cécile keine Sorgen mehr machen.»

Cécile Gabathuler wanderte im Sommer 1978 aus. «Ihr gefällt auf Haiti vor allem das tropische Klima», sagt Elsbeth Frey. Die gelernte Kauffrau arbeitete zuerst ein Jahr in der Réception eines Hotels. Darauf gründete sie in Port au Prince ein Nähatelier und beschäftigte 20 Angestellte. Sie produzierte Patchwork-Decken für die USA.

Während des Militärputschs im Dezember 1987 wurde Cécile auf offener Strasse von einer Gewehrkugel getroffen. Ein Lungendurchschuss. Cécile überlebte. BLICK berichtete damals über ihr Schicksal. «Aber trotz der instabilen Lage will Cécile nie in die Schweiz zurück», sagt ihre Schwester Elsbeth. Ihr sei es viel zu kalt hier.

Anfang der 90er-Jahre gründete Cécile dann das Waisenhaus «La maison de l’espérance», ein Heim für 100 bis 200 Strassenkinder. Heute arbeitet sie mit einer holländischen Adoptions-Organisation zusammen und vermittelt ihre Schützlinge an europäische Adoptiveltern.

«Ob das dreistöckige Heim nach dem Erdbeben noch steht, und ob Cécile noch lebt, wissen wir nicht», sagt Elsbeth Frey. «Dabei hatten wir vor dem Erdbeben noch so gute Nachrichten. Cécile hatte gerade mit dem Ausbau des Heims begonnen.»