Rumänisches Pflegekind: Kastner sieht keine Chance, die Rückführung zu verhindern

18 June 2009
LKR. BAD KISSINGEN

Rumänisches Pflegekind: Kastner sieht keine Chance, die Rückführung zu verhindern

Fall spitzt sich zu
„Ich halte die ganze Geschichte für sehr schlimm.“ Susanne Kastner, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, sieht keine Möglichkeit, die Rückführung eines im Landkreis Bad Kissingen lebenden rumänischen Pflegekindes in sein Geburtsland zu verhindern. Wie Kastner auf Anfrage der Main-Post bestätigte, habe sie sich Anfang Juni persönlich und vor Ort bei der Kinderschutzkommission in Temesvar für das Verbleiben des Mädchens in Deutschland eingesetzt.

Das Schicksal des knapp dreijährigen Mädchens beschäftigt seit Monaten deutsche und rumänische Behörden. Im Dezember 2006 war das Kind durch die Vermittlung einer Deutsch-Rumänin auf rechtlich höchst umstrittenem Weg zu einer Pflegefamilie in den Landkreis Bad Kissingen gekommen. Diese wollte das Kind nach einer Pflegefrist adoptieren, was aber nach rumänischer Gesetzeslage nicht möglich ist. „Nach Auskunft der rumänischen Behörden will die leibliche Mutter jetzt, dass das Kind zurückkommt“, so Kastner.



Bereits am 2. Juni hätte das Kind nach Rumänien zurückgeführt werden sollen, sagte Kastner. „Bei unseren Gesprächen wurde mir dann aber noch einmal ein Aufschub zugesagt.“ Einen dauerhaften Pflegestatus des Kindes in Deutschland lehnten die rumänischen Behörden aber kategorisch ab, so Kastner. Dies werde neben dem Wunsch der leiblichen Mutter auch mit der eindeutigen rechtlichen Lage in dem EU–Land begründet.

 

Kastners Informationen nach gibt es Pläne, „das Kind mit einem Konsulatsmitarbeiter und einer Deutsch sprechenden Psychologin abzuholen und einer Deutsch sprechenden Pflegefamilie in Rumänien zuzuführen“. Sollte es dazu kommen, „werde ich persönlich immer wieder die Lebensumstände des Mädchens erfragen“, versicherte Kastner im Telefonat mit dieser Zeitung.

Wie berichtet, kam das Kind als Baby nach Deutschland. An seine leiblichen Eltern erinnert es sich nicht und es spricht auch kein Wort Rumänisch. Das Mädchen stammt aus ärmlichen Verhältnissen und war zum Zeitpunkt der Vermittlung das jüngste von neun Kindern.

Es ist nach Auffassung der deutschen Behörden vorbildlich in seine Pflegefamilie integriert. Eine Rechtsanwältin aus Fulda, die die Pflegefamilie juristisch vertritt, ist vor diesem Hintergrund überzeugt, „dass das Kind schwere psychische Schäden erleiden wird, wenn es aus dieser Familie herausgeholt wird“.

 

„Der leibliche Vater hat das Baby damals ja mit nach Deutschland begleitet und war sogar noch einige Tage bei uns zu Gast.“

Die deutsche Pflegemutter des Mädchens

Eine Rückführungsmaßnahme könne nach Ansicht der Juristin „wenn überhaupt, nur dann erfolgreich sein, wenn die Pflegefamilie intensiv involviert wird“. Die Pflegemutter hatte sich wiederholt auch gegenüber dieser Zeitung beklagt, dass die rumänischen Behörden keinerlei persönlichen Kontakt mit ihr aufnähmen.

Kastner äußerte die Befürchtung, dass ein Artikel des rumänischen Journalisten Mircea Opris, der für die in Bukarest erscheinende große Tageszeitung Jurnalul National im Landkreis Bad Kissingen und in der Pflegefamilie recherchierte, die Situation zugespitzt haben könnte. „Die Behörden sind jetzt hellwach in dieser Sache.“

Bei der Pflegemutter wachsen Verzweiflung und Fassungslosigkeit. „Der Journalist hat doch persönlich gesehen, wie gut es dem Mädchen hier geht.“ Sie habe auch die leiblichen Eltern durch Fotos und Briefe immer wieder über das Mädchen informiert. „Der leibliche Vater hat das Baby damals ja mit nach Deutschland begleitet und war sogar noch einige Tage bei uns zu Gast“, berichtet die Pflegemutter.

„Der Staat Rumänien hat vor der Verschärfung seines Adoptionsgesetzes enorm schlechte Erfahrung mit Kinderhandel gemacht“, gibt Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner zu bedenken. Dies sei sicher ein Grund für die strikt harte Haltung der Behörden in diesem Fall, vermutet die Politikerin, die sich regelmäßig humanitär in dem EU–Land engagier