Reisebericht unseres Asienbesuches im November 2004

22 November 2004

Parents-Child-Bridge
Bericht

    
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Reisebericht unseres Asienbesuches im November 2004
22-11-04
Im November 2004 unternahm unser Vorstand von PARENTS-CHILD-BRIDGE (Diakonisches Werk – Eltern-Kind-Brücke e.V.), Frau Berit Haas, FrauEdith Hufnagel und Herr Sigmund Zimmermann, seine Asienreise zu den Partnerorganisationen in unseren Vertragsländern Nepal, Thailand und Taiwan (Republik China).
Mit Taiwan haben wir, dies möchten wir an dieser Stelle mit großer Freude bekannt geben, ein neues Kooperationsland für unseren Auslandsadoptionsdienst gefunden und wir können ab sofort Bewerbungen um die Adoption eines Kindes aus Taiwan entgegennehmen. Wir haben am 15.11.04 vom Landeswohlfahrtsverband Baden die Zulassung für Taiwan erhalten und können nun von unserem Besuch bei unserer dortigen Partnerinstitution aktuell berichten. Außerdem möchten wir Ihnen auch die vielfältigen Erfahrungen, Eindrücke und Neuigkeiten unseres Monitoring Visits in den anderen beiden asiatischen Ländern mitteilen:

Taiwan
Unsere Reise begann in der 2,6 Millionen Metropole Taipei, der Hauptstadt von Taiwan im Norden der Insel gelegen, wo uns Frau Rosa Wang, die Leiterin unseres neuen Kooperationspartners CATHWEL SERVICE (CS) (Catholic Welfare Service) herzlich in Empfang nahm.

CS ist eine NGO (Non Governmental Organisation) und private Adoptionsvermittlungsstelle, deren Aufgabengebiet einen Teil der sozialen Fürsorge der katholischen Diözese von Taipei umfasst und die ebenso regional wie überregional mit kommunalen Fürsorgestellen in ganz Taiwan sowie den in Taipei ansässigen Krankenhäusern zusammenarbeitet. CS ist 1949 ursprünglich im Kontext der sozialen Verelendung und Wirrendurch den Zweiten Weltkrieg als taiwanesische Zweigstelle des amerikanischen Catholic Relief Service gegründet worden.
Es ist eine weltweit tätige humanitäre Organisation, die von der Vereinigung der katholischen Bischöfe der USA ins Leben gerufen worden war, und die sich international in Kriegs- und Krisengebieten einsetzte. Seit 1972 ist CS eine eigenständige und auch finanziell unabhängige Hilfsorganisation, die seit mehreren Jahrzehnten Auslandsadoptionen durchführt und über einen großen und fundierten Erfahrungsschatz in diesem Bereich verfügt. Davon konnten wir uns persönlich überzeugen, schätzen und bezeugen die Kompetenz von CS im Bereich der Auslandsadoptionsvermittlung in hohem Maße. Die wichtigsten Partnerländer von CS sind die USA, Kanada, Frankreich, die Niederlandenund die Schweiz, und die europäischen Partnerorganisationen von CS.
Eine große Besonderheit zeichnet CS auf dem Gebiet der Auslandsadoption wegen der Favorisierung von offenen Adoptionen aus. Das heißt konkret, dass die Vermittlungsstelle den leiblichen Müttern der zur Vermittlung stehenden Kinder eine außergewöhnliche Fürsorge und Unterstützung zukommen lässt. So wird ihnen die Möglichkeit gegeben, nach erfolgter Adoption einen persönlichen Kontakt mit den Adoptiveltern zu bekommen, indem CS ein einmaliges Zusammentreffen bei Abholung des Kindes arrangiert, sofern die Mütter dies wünschen. Auch werden sie in den Prozess der Auswahl der Adoptivfamilie für ihr Kind mit einbezogen. Nach der Adoption erhält die leibliche Mutter bis zur Volljährigkeit des Kindes einmal jährlich aktuelle Fotos und einen Entwicklungsbericht des Kindes, die die Adoptiveltern für sie zusammenstellen.
Diese Kontakte zwischen der Herkunfts- und der Adoptivfamilie finden allesamt und ausnahmslos unter Begleitung und im Schutz von CS statt, das heißt sowohl der Briefwechsel wie auch die persönliche Begegnung, die in den Räumen von CS stattfindet, wird ausschließlich über PCB und CS abgewickelt.
Schwester Rosa Wang hatte die offene Form der Adoption während eineslängeren Aufenthaltes in den USA kennen und schätzen gelernt Indem sie diese in die Arbeit von CS eingeführt hat, hat sie an einem großen gesellschaftlichen Tabu in Taiwan gerührt. Denn aus traditionellen kulturellen Gründen lehnen taiwanesische Adoptionsbewerber einen Kontakt mit der Herkunftsfamilie gewöhnlich ab. Hier versucht Frau Wangseit längerem auch im Bereich der Inlandsadoption Aufklärungsarbeit zuleisten. Nichts desto trotz arbeitet CS gerade aufgrund ihres Vermittlungsprinzips vorwiegend mit dem Ausland zusammen, und die leiblichen Mütter, meist ledige junge Frauen, schätzen die große Toleranz, die ausländische Adoptivbewerber ihrer persönlichen und besonderen Lebenssituation entgegen bringen. In der taiwanesischenGesellschaft wird die ledige Mutterschaft stark diskriminiert und ist das Hauptmotiv für Frauen in Taiwan, ihr Kind zur Adoption frei zugeben.
Das Vermittlungsprinzip der offenen Adoption von CS empfinden wir als einen sehr großen Gewinn für unseren Auslandsadoptionsdienst, weil wir der Überzeugung sind und aufgrund unserer Erfahrung auch wissen, dass es für die Identitätsfindung (Stichwort Wurzelsuche) der auf diese Weise vermittelten Adoptivkindervon unschätzbarem Wert sein wird.
Dem entsprechend herzlich und wohlwollend haben wir unseren Austausch mit Schwester Rosa Wang und ihren Fachkräften erlebt.

Unsere Besichtigung von Jonah House, in dem sämtliche Einrichtungen von CS unter einem Dach vereinigt sind, die Verwaltung, die Kleinkinderstation, das Heim für ledige Mütter und das Heim für Heranwachsende, hat uns tief beeindruckt. Der Neubaukomplex wurde erst kürzlich an Ostern 2004 von CS bezogen, entsprechend frisch und hell wirken die Räume.

Wir konnten uns davon überzeugen, dass die Kleinkinder liebevoll untergebracht und von den Kinderkrankenschwestern, die seit langen Jahren als treue Mitarbeiterinnen von CS ihren Dienst tun, fürsorglich betreut sind. 
 

Thailand
 Department of Social Development and Welfare (DSDW)
Von Taipei führte uns unsere Reise weiter nach Bangkok, wo unsere erste Anlaufstelle der Besuch der zentralen staatlichen Stelle für Auslandsadoptionen war, des Department of Social Development andWelfare (DSDW).

 
Das DSWD und das angegliederte Child Adoption Center sind in Bangkok die Verantwortlichen für ein Kinderheim, in welchem Waisenkinder bis zum 5. Lebensjahr betreut und erzogen werden. In diesem Heim wird versucht, die Kinder wieder in ihre leibliche Familie zu integrieren oder, falls das nicht möglich ist, Adoptivfamilien im In- und Auslandzu finden.

Unser Besuch hat uns die Gewissheit verschafft, dass sich die Zusammenarbeit mit unserem thailändischen Kooperationspartner gefestigt und vertieft hat, und wir konnten mit Freude feststellen, dass der hohe Standard der Kinderbetreuung und -förderung, wie wir ihn schon von unseren bisherigen Besuchen kannten, erhalten geblieben ist.

Das Heim beeindruckt durch den verantwortungsvollen und ethisch vorbildlichen Umgang mit den hier lebenden Kindern.
Nicht nur ihre Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, medizinischer Betreuung und Zuwendung werden in vollem Umfang gestillt, sondern es herrscht auch eine entspannte und fröhliche Grundstimmung, die sich im Verhalten der Kinder wieder findet.
Die Kinder sind in altersgleichen Gruppen zusammengefasst, entwickeln Freundschaften untereinander und Bindungen zu ihren Betreuerinnen.
Der Förderung der individuellen geistigen und intellektuellen Fähigkeiten wird besondere Bedeutung beigemessen. So kommen z.B. Pädagogik-Studenten der nahe gelegenen Universität ins Heim und beschäftigen sich in vielfältiger Weise mit den Kindern. All diese Aspekte schätzen wir in hohem Maße, auch weil sie ein gutes Gelingen der späteren Integration der Kinder in ihren neuen Familien und Heimatländern, die sie durch die Adoption finden werden, außerordentlich begünstigen.

Thai Red Cross (TRC)
Unseres nächste Ziel in Bangkok führte uns zu unserer Partnerorganisation Thai Red Cross (TRC). TRC unterhält in Bangkok ein Kinderheim, das Kindern, die von ihren leiblichen Müttern in den TRC-Krankenhäusern zurück gelassen werden, ein liebevolles und gut behütetes Zuhause bietet.
Wir waren beeindruckt, in welch hohem Maßeauch hier der gesundheitlichen, geistigen ebenso wie der spirituellen Entwicklung der Kinder Bedeutung beigemessen wird. Die Kinder leben instabilen Gruppen und haben gleich bleibende Betreuungspersonen, was ihnen die Entwicklung von Bindungsfähigkeit ermöglicht.
Durch die räumliche Nähe zum Krankenhaus ist auch eine engmaschige medizinische Betreuung gewährleistet. Die zur Auslandsadoption gegebenen Kinder sind in aller Regel gesund.
Einige unserer Paare haben inzwischen selbst das TRC besucht und konnten unseren rundum positiven Eindruck nachfühlen.
Unsere Gespräche mit der Heimleiterin und der für PCB zuständigen Sachbearbeiterin verliefen in einer sehr entspannten und kooperativen Atmosphäre und wir sind aufs Neue sehr dankbar dafür, TRC als unsere Partnerorganisation gefunden zu haben. In Kürze werden die ersten Kinder von dort bei uns eintreffen. Durch unseren aktuellsten Eindruck vor Ort können wir uns der großen Freude unserer Paare über die baldige Reise zum TRC anschließen, wissen wir doch, wie herzlich sie in Empfang genommen werden.

Vorstand und Geschäftsführung von TRC und PCB

Pattaya Orphanage

Als dritte Stelle in Thailand besuchten wir das Pattaya Orphanage.
Es wurde im Jahre 1970 von Pater Ray Brennan gegründet. Heute ist es das Zuhause von über 180 Jungen und Mädchen, nicht mitgezählt die ca. 15 jungen Erwachsenen, die auf Kosten des Waisenhauses an Universitäten von B. studieren.
Father Ray Brennan ist im August 2003 verstorben.

Pattaya-Park mit Father Brennan Memorial

Wir hatten die Ehre, seinen Nachfolger Father Philip Banchong Chaiyara kennen zulernen. Er führt das Haus in bewährter Art und Weise und in der Tradition seiner Gründer fort. So hat sich auch nach unserem Gefühl vor Ort nichts geändert. Wer über das Areal des Waisenhauses geht, empfindet sehr eindringlich den Frieden und die Geborgenheit, die den Charakter und die Stimmung des Ganzen prägen.

Das ganze Areal beherbergt neben dem Heim für die Kinder eine Schule für Blinde, für Gehörgeschädigte, eine Berufsschule für Körperbehinderte sowie ein Heim für Straßenkinder und betreut in diesen Institutionen ca. 600 junge Menschen.
Die Kinder haben das große Glück, dort nicht nur eine Schulbildung gemäß ihren Fähigkeiten zu erhalten, sondern die Organisation ermöglicht ihnen auch eine Berufsausbildung, z. B. die Ausbildung an Computerprogrammen und vieles mehr. Dem Gelände angegliedert sind Nutzgärten und Werkstätten verschiedenster Ausrichtung, die zum Eigenbedarf beitragen. Der Verkauf der Erzeugnisse unterstützt ebenfalls das Einkommen der Anlage.
Wie uns die Organisationsleitung ans Herz legte, wird in Pattaya Orphanage größten Wert auf einen engen und kontinuierlichen Kontakt mit den Adoptivfamilien nach der Adoption gelegt. Man wünscht von den Adoptiveltern die regelmäßige Zusendung von Fotos auch außerhalb der bekannten Entwicklungsberichtszeiten. Diese Bitte möchten wir hier an unsere Adoptiveltern weitergeben.
Nepal
Von Thailand führte uns die weitere Reise in den Himalaja nach Kathmandu, die Hauptstadt von Nepal. Dort wurden wir von Frau Dr. Olga Lasota, Ärztin und Leiterin unserer Partnerorganisation Children’s future organisation (CFO) herzlich empfangen. CFO hat sich im Jahr 2003 gegründet und ist aus der privaten Initiative von Frau Dr. Lasota (Wien) und Frau Dr. Roswitha Schroeter (Psychotherapeutin/München) hervorgegangen, die mit der Eröffnung eines Kinderheimes das Elend vieler nepalischer Kinder lindern konnten. PCB ist die einzige deutsche Organisation, die mit CFO zusammen arbeitet und wir haben gemeinsam ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen (nähere Informationen sind auf unserer Homepage zufinden).

Das Heim kann ca. 30 Waisenkindern und Kindern, die ohne die Unterstützung ihrer Familie leben müssen, ein neues Zuhause geben. Sie stammen oft aus entlegenen und wenig zugänglichen Regionen Nepals, die ohne die Hilfe von CFO sonst zur schlecht entlohnten Kinder-Arbeit in Nepals urbanen Zentren gezwungen würden oder gar als Straßenkinder leben müssten.
Von der Leitung wird großer Wert darauf gelegt, im Heim für die Kinder die Atmosphäre einer Großfamilie zu schaffen. Und von dieser konnten wir uns direkt vor Ort auch überzeugen. Wir waren sehr beeindruckt von der freundlichen und liebevollen Stimmung in dieser kleinen Oase in mitten Kathmandus. Die Kinder leben in kleinen Gruppen und werden von erfahrenen Mitarbeitern betreut, die ihnen als stabile Bezugspersonen eine größt mögliche emotionale Sicherheit geben.
In einer Privatschule erhalten sie eine sehr gute Erziehung und Ausbildung. Darüber hinaus werden die Kinder auch von einem Hauslehrer betreut und erhalten Sprachunterricht.


Für ihre medizinische Versorgung ist ebenfalls gesorgt.
Alle diese Initiativen werden von uns mithilfe unseres Patenschaftsprogrammes unterstützt, auf das wir oben schon hingewiesen haben. Die Kinder können auf diese Weise in Liebe, Geborgenheit und Selbstachtung aufwachsen.

Für die wenigen Kinder, für die eine Adoptionsfreigabe vorliegt und für die Adoption die bessere Lösung ist, werden von Frau Dr. Lasota in Zusammenarbeit mit PCB mit viel Umsicht und Einfühlungsvermögen Adoptivfamilien gesucht.
Häufig gibt es für die Herkunftsfamilien dieser Kinder aufgrund soziokultureller Zwänge (Kastendenken, Religion,Tradition) keine Möglichkeit mehr, sie weiterhin zu versorgen.
Unsere Gespräche mit Frau Dr. Lasota verliefen in freundschaftliche rund kooperativer Atmosphäre und waren sehr informativ. Gerade auch,weil die politische Situation in Nepal sehr schwierig und konfliktträchtig ist, kann nur sehr schwer die Zukunft des Landes und damit einhergehend auch die weitere Entwicklung der internationalen Adoptionen von Nepal eingeschätzt werden.
Die sozialen Missstände im Land führen zu einer Zuspitzung des Elends vieler Kinder, die ihre Familien verloren haben. Für sie Adoptivfamilien im Ausland zu finden, die ihnen eine neue Perspektive und ein liebevolles Zuhause bieten, ist Frau Dr. Lasota ein großes Anliegen.


Und dennoch kann letztlich keine Prognose über den Verlauf von Auslandsadoptionen zukünftig gegeben werden, mit zeitlichen Verzögerungen muss immer wieder gerechnet werden, weil die zuständigen Stellen in Nepal aus verschiedenen Gründen ihre Arbeit vorübergehend einstellen. Dies kann für die Adoptionsbewerber eine große Belastungsprobe sein
Für weitere und aktuelle Informationen diesbezüglich verweisen wir auf die Länderinformationen auf unserer Homepage.