Nirmayas neues Zuhause

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2006
Nirmayas neues Zuhause
Der schwierige Weg zum Elternglück
Die meisten Paare die Adoptiveltern werden wollen, sind Ende dreißig und daher zu alt, um ein Baby oder Kleinkind in Deutschland adoptieren zu können. Hier sind die Chancen besonders schlecht: Denn auf jedes deutsche Kind, das zur Adoption freigegeben wird, warten statistisch mindestens zehn Elternpaare. Als Alternative bleibt die Auslandsadoption. Auch das Ehepaar Matitschka hat lange für seine kleine Adoptivtochter gekämpft.
Lupe
Das Ehepaar Matitschka mit ihrer Tochter Nirmaya
"Sie müssen einfach nur oft genug Roulette spielen, dann klappt’s schon." Silvia Matitschka weiß noch ganz genau, wie ihr Arzt diesen Satz zu ihr sagte. Doch sie wollte nicht mehr Roulette spielen. Sie hatte genug davon. Genug von der schmerzhaften Prozedur, genug vom Bangen und Hoffen und genug von der Enttäuschung, wenn sich nach zwei Wochen die Eizelle wieder nicht eingenistet hat. Acht vergebliche Versuche künstlicher Befruchtung sind genug, beschoss die damals fast 40-Jährige. Doch die Hoffnung auf ein Kind wollten sie und ihr Mann nicht aufgeben.

Nach langen und reifen Überlegungen wagten Silvia und Ulli Matitschka einen neuen Schritt und schlugen einen anderen Weg ein. Sie wollten ein Kind adoptieren. Ihr Werdegang zu dieser Entscheidung ist klassisch und steht beispielhaft für viele Adoptiveltern. Erst Beruf und Karriere, dann Kinderwunsch. Wenn es auf natürlichem Weg nicht klappt, die künstliche Befruchtung. Wenn auch daraus nichts wird, folgt die Adoption.


Letzter Weg Auslandsadoption
Silvia und Ulli Matitschka haben sich an das ICCO, eine von etwa zehn staatlich anerkannten Adoptionsvermittlungsstellen, die Kinder aus dem Ausland nach Deutschland vermitteln, gewandt. Schon nach wenigen Monaten, im Sommer 2005, machte die Vermittlungsagentur einen Kindervorschlag, einen kleinen Jungen aus Nepal. Doch die Matitschkas sagten, beruflich bedingt, nicht schnell genug zu und der Junge wurde an andere Eltern vermittelt. Neben der Enttäuschung musste sich das Ehepaar einer erneuten Gutachterbefragung stellen, um ihre Adoptionswilligkeit unter Beweis zu stellen.

Das erste Kennenlernen
Lupe
Ulli Matitschka hat seine Tochter sofort ins Herz geschlossen.
Im Frühjahr 2006 kam die zweite Chance. Ein kleines Mädchen mit dem Namen Nirmaya stand zur Adoption frei. Silvia und Ulli Matitschka reisten trotz beruflicher Verpflichtungen sofort nach Nepal. An das erste Kennenlernen mit Nirmaya erinnert sich Silvia Matitschka genau: "Ein kleines Würmchen kam herein, etwas schmuddelig mit Flip-Flops und zwei großen schwarzen Augen“.

Das lange Warten
Nach ersten Behördengängen in Nepal und dem offiziellen Adoptionsantrag fliegen die Matitschkas zurück nach Hause. Ein halbes Jahr lang voller Hoffen und Bangen müssen sie warten, bis endlich der ersehnte Anruf kommt, dass der Adoptionsantrag durch ist. Doch die Nachricht kam nicht wie erwartet von der Vermittlungsagentur, der ICCO.

Die letzte Hürde
Nach intensiven Recherchen erfährt das Ehepaar Matitschka, dass der ICCO die staatliche Anerkennung entzogen wurde. Doch ohne eine staatlich anerkannte Agentur können sie nicht adoptieren. Letztlich haben die beiden Glück im Unglück. Sie erfahren, dass die ICCO die Adoption noch abwickeln muss, da der Kindervorschlag bereits ausgesprochen war, bevor die Anerkennung entzogen wurde. Nirmaya ist eines der letzten Kinder, die aus Nepal nach Deutschland vermittelt werden.