Ein Schwabe aus Indien

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19 September 2019

A Swabian from India

The Bietigheim chef Krishna Bruhn comes from a children's home in India. German parents adopted him at the age of seven.

November 1981: Krishna Bruhn is born in Calcutta, India, in one of Mother Teresa's children's homes. He is seven months old when his German parents adopt him. With them he grows up in Freudental, today he lives in Bietigheim. He hardly remembers the time in India, it has only been a small part of his life. He is aware of his origins: "My parents played with open cards from the start, so there would have been nothing to hide." He knew nothing about his birth parents. It is difficult to get information from the children's homes in India. He has never tried.

At the age of 15, the 33-year-old began training as a cook in a Bietigheimer restaurant. Since then, he has been drawn to the city again and again. At the local "Lama Bar," Bruhn was a chef for over ten years. There he also met his life partner Kathrin Neubauer, "a true Bietigheimerin," as he proudly tells. With Neubauer he leads since December last year, the restaurant "Henry's" in the Bietigheim city center, Hauptstraße 54. The place they have named after Bruhn's middle name, which still comes from the children's home in Calcutta.

He has not been to India since those days. Although he is interested in a trip to his country of birth, but so far he had lacked the means and the energy that brought a reappraisal of his past with it. In addition Neubauer and Bruhn are expecting their first child, a son. "Of course he will be born in Bietigheim," he says with a smile.

The only point of contact with India was a visit to Mother Teresa's New Castle in Stuttgart in 1982, at the invitation of the then Prime Minister Lothar Späth. For this purpose, parents of Indian-born children were invited. "So by chance I ended up on the lap of Mother Teresa," recalls Bruhn. His life partner, on the other hand, is familiar with the culture of India. When she traveled to Asia in 2010, she got to know the country. "When I remember these experiences, I realize how different Krishna's life could have been." The 33-year-old is happy to have grown up in Germany. He has only positive memories of his childhood and school days. Although he was one of the few immigrant children in his school, he was never confronted with hostility. "I was almost like the others - just with a different skin color". His origins had caused him problems only once - during his first search for a flat. "I was fully integrated in Germany right from the start, but people kept me shy when I visited apartments."

Although Bruhn does not identify with India, "Henry's" shimmers through his origins. A few of his Indian creations are on the menu. Bruhn's Indian roots make sure they look authentic, as Kathrin Neubauer says. "Until I open my mouth," adds her partner, "then people wonder that I'm talking Swabian".

German:

Der Bietigheimer Chefkoch Krishna Bruhn stammt aus einem Kinderheim in Indien. Deutsche Eltern haben ihn mit sieben Monaten adoptiert.

November 1981: Krishna Bruhn wird in Kalkutta, Indien, in einem von Mutter Teresas Kinderheimen geboren. Er ist sieben Monate alt, als ihn seine deutschen Eltern adoptieren. Mit ihnen wächst er in Freudental auf, heute wohnt er in Bietigheim. An die Zeit in Indien erinnert er sich kaum, sie ist nur ein kleiner Teil seines Lebens gewesen. Seiner Herkunft ist er sich bewusst: "Meine Eltern spielten von Anfang an mit offenen Karten. Da hätte es auch nichts zu verschweigen gegeben". Über seine leiblichen Eltern wisse er nichts. Es sei schwierig, an Informationen von den Kinderheimen in Indien zu kommen. Versucht habe er es allerdings noch nie.

Mit 15 Jahren begann der heute 33-Jährige eine Ausbildung zum Koch in einem Bietigheimer Restaurant. Seitdem habe es ihn immer wieder in die Stadt gezogen. In der örtlichen "Lama Bar" war Bruhn über zehn Jahre als Koch beschäftigt. Dort habe er auch seine Lebenspartnerin Kathrin Neubauer kennengelernt, "eine waschechte Bietigheimerin", wie er stolz erzählt. Mit Neubauer führt er seit Dezember vergangenen Jahres das Restaurant "Henry's" in der Bietigheimer Innenstadt, Hauptstraße 54. Das Lokal haben sie nach Bruhns zweitem Vornamen benannt, welcher noch aus dem Kinderheim in Kalkutta stammt.

Er war seit jenen Tagen nicht mehr in Indien. Interesse habe er zwar an einer Reise in sein Geburtsland, aber bisher hätten ihm die Mittel und die Energie gefehlt, die eine Aufarbeitung seiner Vergangenheit mit sich brächte. Außerdem erwarten Neubauer und Bruhn gerade ihr erstes Kind, einen Sohn. "Natürlich wird er in Bietigheim zur Welt kommen", erzählt er lächelnd.

Der einzige Berührungspunkt mit Indien war ein Besuch Mutter Teresas im Neuen Schloss in Stuttgart 1982, auf Einladung des damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth. Dazu wurden auch Eltern indischstämmiger Kinder eingeladen. "So landete ich durch Zufall wieder auf dem Schoß Mutter Teresas", erinnert sich Bruhn. Seine Lebenspartnerin dagegen ist vertraut mit der Kultur Indiens. Als sie 2010 auf Reisen durch Asien war, konnte sie das Land kennenlernen. "Wenn ich mich an diese Erfahrungen erinnere, wird mir bewusst, wie anders Krishnas Leben hätte aussehen können." Der 33-Jährige wirkt glücklich damit, in Deutschland aufgewachsen zu sein. An seine Kindheit und Schulzeit habe er nur positive Erinnerungen. Er sei auf seiner Schule zwar einer der wenigen Kinder mit Migrationshintergrund gewesen, wurde deshalb aber nie mit Anfeindungen konfrontiert. "Ich war quasi wie die anderen - nur eben mit einer anderen Hautfarbe". Seine Herkunft habe ihm nur ein einziges Mal Probleme bereitet - bei seiner ersten Wohnungssuche. "Ich war von Anfang an voll integriert in Deutschland. Trotzdem begegneten mir die Leute zurückhaltend, als ich Wohnungen besichtigte".

Obwohl Bruhn sich nicht mit Indien identifiziert, schimmert im "Henry's" seine Herkunft durch. Ein paar seiner indischen Eigenkreationen stehen dort auf der Speisekarte. Bruhns indische Wurzeln sorgen dafür, dass diese authentisch wirken, wie Kathrin Neubauer meint. "Bis ich den Mund aufmache", ergänzt ihr Lebensgefährte, "dann wundern sich die Leute, dass ich Schwäbisch schwätze".

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