Deutsche im 24-Stunden-Einsatz - 50 Kinder

19 January 2009

Deutsche im 24-Stunden-Einsatz

Port-au-Prince/Rheinland-Pfalz Die Zahl ist schier unvorstellbar: 100?000, vielleicht sogar 200?000 Menschenleben hat das verheerende Erdbeben in Haiti gekostet.

Doch wenn die vielen Helfer aus aller Welt nicht schnell sind, wird die Zahl der Opfer noch weiter nach oben schnellen.

Die Wasserversorgung in der weitgehend zerstörten haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince ist zusammengebrochen – und das bei hohen Temperaturen. Zudem fehlen Medikamente und Verbandszeug für die Verletzten. „Wenn wir jetzt nicht sofort handeln, wird die Katastrophe noch viel schlimmer“, befürchtet Werner Vogt, Landeskoordinator beim Technischen Hilfswerk (THW) in Mainz. Ein Team von 20 Mann, drei davon aus Rheinland-Pfalz, versucht, die Erdbebenopfer in Haiti mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. „Im Moment schaffen wir 10?000 Liter die Stunde“, so Vogt. Der Nachschub an weiteren Aufbereitungsanlagen steht schon zum Abflug in die Karibik bereit.

„Für die Menschen, die unter den Trümmern begraben liegen, besteht kaum noch Hoffnung“, sagt Vogt. „Für die Überlebenden hingegen sind die zerstörten Wasserleitungen und Brunnen das größte Problem. Die THW-Leute, aber auch all die anderen Helfer versuchen, einen Wettlauf mit dem Tod zu gewinnen. Ähnlich dramatisch sieht es bei der medizinischen Versorgung aus. Das Erdbeben hat in der Millionenstadt Port-au-Prince nur ein Krankenhaus unversehrt gelassen. Improvisierte Notkliniken werden auf Straßen und Plätzen errichtet. Viele Opfer können außerhalb der Hauptstadt nur aus der Luft erreicht werden. Der Malteser-Hilfsdienst hat eine der zerstörten Kliniken in der Hauptstadt übernommen. Neun Mediziner arbeiten rund um die Uhr. „Nur der OP-Saal ist in der Klinik halbwegs intakt geblieben“, berichtet Claudia Kaminski, die Sprecherin der deutschen Zentrale. Die Patienten liegen im Freien oder unter Zeltdächern. Operiert wird nur, wenn das Krankenhaus Strom hat. Der einzige Generator der Klinik funktioniert zwar noch, aber es gibt kaum Diesel. Wer in Haiti hilft, muss das Unmögliche möglich machen. Zumal „die medizinische Versorgung insgesamt miserabel ist“, so Claudia Kaminski. Überall fehlen die Ärzte. Schlaf findet nur, wer nicht mehr stehen kann.

Tag und Nacht gearbeitet wird aber nicht nur in Haiti. Auch bei den Zentralen der Hilfsorganisationen in Deutschland liegen die Nerven blank. Bei „Help a child – Kinder finden Eltern“ aus Kaltenengers (Kreis Mayen-Koblenz) versuchen die Mitarbeiter, Kinder im Adoptionsverfahren möglichst schnell aus Haiti herauszuschaffen. Zum Teil sind die Unterlagen unter Schutt und Asche begraben. Insgesamt 50 Kinder könnten in Deutschland ein neues Zuhause finden. „Die künftigen Eltern machen sich riesige Sorgen“, sagt Sozialpädagogin Sabine Strüder-Hain.

Länder wie Frankreich und die Niederlande haben schon damit begonnen, Adoptivkinder aus der Hölle von Haiti auszufliegen. Tausende Kinder irren dort heimatlos durch die Straßen. Die Bevölkerung in dem Karibikstaat ist jung. Viele Kinder und Jugendliche haben keine Eltern mehr. „Help a child“ hält zu fünf zerstörten Heimen in Port-au-Prince Kontakt. 200 Kinder übernachten im Freien. „Ihre Wasservorräte reichen maximal noch für ein, zwei Tage“, so Sabine Strüder-Hain.

Die Winzer Maria und Albrecht Gietzen aus Hatzenport an der Mosel haben über „Help a child“ ihre jetzt 10 und 13 Jahre alten Kinder adoptiert. „Wir sind zutiefst schockiert über das, was in Haiti passiert ist“, sagt Maria Gietzen. Das Ehepaar plant einen Benefizabend mit Wein und Musik. „Wir müssen einfach helfen.“ (Von Dietmar Brück)

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