In Sorge um Waisenhaus in Haiti

19 January 2010

Artikel vom 19.01.2010 - 23.00 Uhr

In Sorge um Waisenhaus in Haiti

Gießen/Grünberg (tb). Ein Beben der Stärke 7,0 hat am Dienstag vergangener Woche Haiti erschüttert, mindestens 70 000 Menschen wurden getötet - doch gehen Experten inzwischen von bis zu 200 000 Todesopfern aus. Wie bei allen (Natur-)Katastrophen sind auch hier die Schwächsten am schlimmsten betroffen. Das Leid der ohnedies unter bitterer Armut leidenden Bewohner der Karibikinsel - laut Deklaration der Vereinten Nationen Teil der »Vierten Welt« - bewegt die Menschen auch hierzulande.

Ein älteres Foto des Kinderheims »Maison de Anges« in Port au Prince (Haiti). Hier lebten Woodson und Merline, bevor sie von der Familie Hartmann adoptiert wurden. (Foto: pm)

Gießen/Grünberg (tb). Ein Beben der Stärke 7,0 hat am Dienstag vergangener Woche Haiti erschüttert, mindestens 70 000 Menschen wurden getötet - doch gehen Experten inzwischen von bis zu 200 000 Todesopfern aus. Wie bei allen (Natur-)Katastrophen sind auch hier die Schwächsten am schlimmsten betroffen. Das Leid der ohnedies unter bitterer Armut leidenden Bewohner der Karibikinsel - laut Deklaration der Vereinten Nationen Teil der »Vierten Welt« - bewegt die Menschen auch hierzulande. Erst recht jene, die eine enge persönliche Beziehung zu Haiti haben. So wie die Familie Hartmann aus Stockhausen bei Grünberg. Ihre beiden Adoptivkinder, Woodson und Merline, haben sie im Jahr 2003 bzw. 2005 aus einem Kinderheim in Port-au-Prince geholt, der vom Beben am stärksten betroffenen Hauptstadt Haitis: »Wir sind durch unsere Kinder persönlich sehr betroffen, machen uns große Sorgen.«

Die Sorge der Hartmanns galt zunächst und insbesondere den Menschen im Waisenhaus »Maison des Anges« am Rande der haitianischen Metropole. Nach Tagen erst erreichten die Stockhäuser erste Nachrichten. Glücklicherweise gute: Das Gebäude ist zwar beschädigt, blieb aber von größeren Zerstörungen verschont, Betreuer und Kinder sind wohlauf.

»Jeder Euro geht an die Betroffenen«

Das »Haus der kleinen Engel« ist eines von fünf Kinderheimen, mit denen »Help a Child - Kinder finden Eltern« zusammenarbeitet; einem Verein mit Hauptsitz in Kaltenengers (nahe Koblenz), der 2003 von Eltern gegründet wurde, die alle selbst Kinder aus dem Ausland adoptiert haben. Christina Schultheiß-Hartmann, die sich für die Organisation seit deren Bestehen engagiert: »Es werden nicht nur Adoptionen aus Haiti, Burkina Faso, Mali, Kenia und Nepal selbst unterstützt, sondern auch Hilfsprojekte in den jeweiligen Ländern.« Der Vorstand arbeite ehrenamtlich, jeder Euro, der gespendet werde, gehe zu 100 Prozent an die Betroffenen.

Von daher ist es für die Hartmanns ein Herzensanliegen, über den Verein jenen Kinderheimen in Haiti zu helfen, die nicht so großes Glück gehabt haben wie das »Haus der Engel«, in dem ihre Kinder Woodson und Merline gelebt hatten. Mittel- oder unmittelbar betroffen seien insgesamt etwa 350 Kinder, die in den Partnerhäusern von »Help« leben. Christina Schultheiß-Hartmann: »Diese liegen alle in und um Port-au-Prince, also mitten im Erdbebengebiet. Eine direkte Kontaktaufnahme ist zurzeit so gut wie unmöglich. Wir haben von Partnervereinen und Repräsentanten die Information, dass es den Jungen und Mädchen soweit gut geht, es sind keine Kinder verletzt.«

Woodson und Merline bei einem Ausflug.

Beklagt würden allerdings Sachschäden, so habe etwa das »Maison des Anges« in Port-au-Prince aus Sicherheitsgründen evakuiert werden müssen. Bestätigt wird dies durch neue Informationen übers Internet, wonach die Kinder in einer Notunterkunft auf der Wiese nebenan untergebracht sind. Vor allem fehle es an Betten. Wasser und Elektrizität seien nurmehr in geringem Maße vorhanden - und wohl auch nur noch wenige Tage. Schultheiß-Hartmann: »In den Heimen gehen die Vorräte zur Neige, neue Lebensmittel sind schwer zu besorgen, da auch Banken und Supermärkte zerstört sind. Die Waisenhäuser wie die gesamte Bevölkerung haben kaum Trinkwasser, keine Medikamente.«

Die Hartmanns bitten nun um Spenden, um so die Heime unterstützen zu können, Mittel für den Wiederaufbau, Nahrungsmittel, Medikamente, Hygieneartikel etc. zu erhalten. Überweisungen werden erbeten an »Help a Child - Kinder finden Eltern e.V.«, Kontonummer: 11 75 07, Sparkasse Koblenz (BLZ 57 05 01 20), Verwendungszweck: »Erdbeben Haiti«. Bei Adressennennung werden Spendenquittungen zugesandt.

Hilfsaktion auch in Laubach

Auch der Alevitische Kulturverein Laubach hat sich zu einer Hilfsktion entschlossen, man will »schnelle und unbürokratische Hilfe für die Erdbebenopfer leisten«, wie es in einer Pressemitteilung des Vereinsvorstands heißt. Am Donnerstag, 21. Januar, 13 bis 18 Uhr, wird man beim Wochenmarkt in einem Zelt heißen Tee anzubieten und zum Spenden aufzurufen. »Wer also Hilfe für Haiti leisten möchte und einen Betrag geben möchte, der ist beim alevitischen Kulturverein richtig.« Die Spenden würden alle an das Deutsche Rote Kreuz weitergeleitet, versicherte Vorstandsmitglied Veli Kurt.

© Gießener Allgemeine Zeitung 2010 - www.giessener-allgemeine.de

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