Eine richtig glückliche Familie (mayor Aachen)

9 February 2010

Eine richtig glückliche Familie

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Privat endete das alte Jahr für den Aacher Bürgermeister Severin Graf und seine Frau Renate mit einer schönen Überraschung. Endlich konnten sie ihre beiden Adoptivtöchter Sintayehu und Kalkidan aus Äthiopien in die Arme schließen. Mittlerweile können die Neu-Aacher schon die ersten deutsche Wörter.

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Aach – „Wir sind jetzt zu viert!“, überraschte Bürgermeister Severin Graf aus Aach seine Gemeinde zum neuen Jahr im Amtsblatt. Die Mitteilung zierte ein Bild seiner perfekten bundesdeutschen Durchschnittsfamilie: Vater Severin, Mutter Renate und zwei Töchter Kalkidan Klara und Sintayehu Deborah. Das Besondere daran: Die Töchter, Kalkidan (3,5 Jahre) und Sintayehu (ein Jahr), sind Adoptivtöchter aus Äthiopien. Wir haben die neue Familie zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen und fröhlichem Umtrieb besucht.

„Ja unsere Welt hat sich fast schlagartig verändert“, bekunden Renate und Severin Graf. „Wir hatten zwar schon Zeit, uns auf den glücklichen Moment vorzubereiten, aber als es dann soweit war, kam alles doch recht schnell und überraschte uns auch etwas.“ Mit der Zeit der Vorbereitung sind die etwa drei Jahre gemeint, die es dauerte von dem Entschluss bis zur Realisierung. „Wir haben uns schon eigene Kinder gewünscht, aber irgendwann damit abgefunden, dass wir keine bekommen“, denkt Renate Graf-Leiber zurück. „Nachdem aber der Wunsch für eine eigene Familie konkrete Züge annahm, entschieden wir uns für eine Adoption. „Ein Kind in Deutschland zu adoptieren, ist fast unmöglich“, hatte Severin Graf bald herausgefunden. „Wohin wenden wir uns, war deshalb der nächste Schritt.“ Über Bekannte und persönliche Kontakte kam die Verbindung nach Äthiopien zustande. „Die Aussichten, ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren, sind wesentlich größer“, betont Severin Graf. „Über eine seriöse Agentur wurden Kontakte geknüpft, viele Gespräche und einige Prüfungen überstanden, „und dann war erst einmal Warten angesagt“, erinnert sich das Ehepaar.

Anfang des Sommers 2009 kamen dann erfreuliche Nachrichten: „Wir bekamen ein Verfahren zur Adoption in Aussicht gestellt, sogar für zwei Kinder, wie wir es uns gewünscht hatten.“ In einem Kinderheim warteten die beiden Mädchen, die eine Mutter nach dem Tod ihres Ehemannes aus finanzieller Not zur Adoption freigegeben hatte. „Wir sind sofort nach Äthiopien geflogen und durften die Kinder sehen, die allerdings noch nichts von ihren neuen Eltern erfuhren.“ Es sei so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen, können sich beide noch erinnern. „Aber es dauerte dann doch noch bis Ende des Jahres, bis wir endlich beide Töchter in unsere Arme schließen und adoptieren durften“, erzählen die Eltern. „Die ersten Tage waren zwar recht glückliche, aber auch sehr anstrengende“, geben sie zu. „In Äthiopien hatten wir ein paar Tage noch Hilfe bei der Verständigung, aber ab dem Abflug musste die Kommunikation mit Händen, Mimik und Gesten gehen, mehr war noch nicht möglich.“ Jetzt haben die beiden Mädchen sich eingelebt, plappern schon munter und fröhlich deutsche Wörter. „Kalkidan kann sogar schon ein paar richtige kleine Sätze mit uns sprechen“, freuen sich Renate und Severin Graf. „Wir sind eine richtig glückliche Familie, nehmen gar nicht mehr wahr, dass die Körperfarbe anders ist.“ Und auch in dem dörflichen Umfeld sind die Kinder und die neue Familie integriert. „Es gibt andere farbige Kinder im Ort, da fallen unsere fast gar nicht mehr auf.“